Die Alzheimer Krankheit (Morbus Alzheimer) gilt
als die häufigste Ursache einer Demenz. Sie geht mit Symptomen wie
Gedächtnisverlust und Orientierungsproblemen einher.
Die Alzheimer-Demenz, auch Morbus Alzheimer genannt, ist die
bekannteste und häufigste Ursache einer Demenz. Nach der internationalen
Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) ist die Demenz eine erworbene
Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens, die so ausgeprägt ist,
dass dadurch berufliche und/oder private Alltagsaktivitäten
beeinträchtigt sind. Die Störung muss laut diesem Klassifikationssystem
seit mindestens sechs Monaten bestehen.
Nach Schätzungen leiden derzeit weltweit etwa 35 Millionen Menschen
an Demenz. In Deutschland wird die Anzahl derzeit auf zirka 1,5
Millionen geschätzt, davon leiden etwa ein bis 1,2 Millionen Menschen an
Alzheimer. Hochrechnungen zufolge wird diese Zahl innerhalb der
nächsten Jahrzehnte noch weiter steigen. Frauen sind deutlich häufiger
von Alzheimer betroffen als Männer. Experten begründen dies in erster
Linie mit der unterschiedlichen Lebenserwartung beider Geschlechter.
Beratende Expertin: Prof. Christine von Arnim, Fachäzrtin für Neurologie
Die Alzheimer Krankheit wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals
von dem bayerischen Nervenarzt Alois Alzheimer (1864 bis 1915)
beschrieben. Er führte detaillierte Untersuchungen an Patienten mit
auffälligem Verhalten und erworbenen Defiziten der geistigen
Leistungsfähigkeit durch. Im Zug dieser Untersuchungen studierte Alois
Alzheimer auch die Gehirne der verstorbenen Patienten und brachte die
Ergebnisse mit seinen Beobachtungen in Verbindung. Seine Erkenntnisse
veröffentlichte der Wissenschaftler erstmals 1906 in einer
bahnbrechenden, aber erst später weltweit beachteten Arbeit. Es war ihm
gelungen, ein neues, eigenständiges Krankheitsbild zu beschreiben.
Die Alzheimer-Demenz beginnt meistens mit einer Gedächtnisschwäche. Auch Anzeichen wie Orientierungs- und Sprachschwierigkeiten sowie ungewöhnliches Verhalten deuten darauf hin. Bei vielen Patienten ändert sich, insbesondere in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, auch die Persönlichkeit. Die Alzheimer-Krankheit hat nicht nur für die Betroffenen einschneidende Konsequenzen, sondern bedeutet oft auch eine erhebliche Belastung für die Angehörigen und Betreuenden. Um den Kranken und ihren Familien möglichst viel Leid zu ersparen, ist es notwendig, frühzeitig die Diagnose zu stellen und die Beschwerden mit Medikamenten zu behandeln.
Die genaue Ursache der Alzheimer
Krankheit ist noch nicht bekannt. Bei den Patienten finden sich jedoch
vermehrt charakteristische Eiweißablagerungen, die schon von Alois
Alzheimer beobachtet wurden und wohl eine zentrale Rolle spielen. Dabei
handelt es sich zum einen um sogenannte senile Plaques, die aus
Eiweißbruchstücken (beta-Amyloid Peptid) bestehen. Zum anderen um
faserförmige Ablagerungen, die sogenannten Neurofibrillenbündel, die aus
abnormem, verklumpten/zusammengelagerten Eiweiß (Tau-Protein mit zu
viel angehängten Phosphatgruppen) bestehen. Außerdem geht die
Alzheimer-Demenz mit einer veränderten Konzentrationen bestimmter
Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn einher.
Experten gehen davon aus, dass ein bestimmtes Eiweiß, das sogenannte
Beta-Amyloid, eine zentrale Rolle in der Entstehung von Alzheimer
spielt. Es ist ein Spaltprodukt eines größeren Eiweißmoleküls, dessen
Funktion bisher nicht genau bekannt ist. In der grauen Gehirnsubstanz
von Alzheimer-Patienten finden sich Beta-Amyloid-Ablagerungen,
sogenannte senile Plaques, in besonders hoher Dichte.
Die Ablagerungen bestehen aus einem zentralen Amyloid-Kern, der von
krankhaft veränderten Nervenzellfortsätzen, verminderten Synapsen
(Kontaktstellen zwischen Nervenzellen) und aktivierten Astrozyten, dem
häufigsten Zelltyp des Gehirns, umgeben wird. Bei vielen Patienten
lagert sich das Amyloid auch in der Wand kleiner Blutgefäße ab. Dadurch
kann sich deren Durchlässigkeit verschlechtern, was die Sauerstoff- und
Energieversorgung des Gehirns beeinträchtigt.
Nicht abschließend geklärt ist, warum es zu der krankhaften Anhäufung
des Beta-Amyloid kommt. Denn es konnte gezeigt werden, dass das Eiweiß
im menschlichen Körper konstant und während des gesamten Lebens
produziert wird. Dabei finden sich die höchsten Konzentrationen in den
Nervenzellen (Neuronen), wo das Beta-Amyloid als Nebenprodukt eines
normalen Stoffwechselprozesses anfällt. Während des Alterns, so die
Vermutung, wird dann in der grauen Substanz zwischen den Nervenzellen
vermehrt Amyloid abgelagert. Diese „normalen“ senilen Plaques sind aber
wesentlich rarer gesät als das üblicherweise bei der Alzheimer-Demenz
der Fall ist.
Typisch für die Alzheimer Krankheit ist auch, dass es zum Verlust von
Synapsen und im weiteren Verlauf zum Absterben von Nervenzellen kommt.
Dies ist mit der Bildung von abnorm verändertem Eiweiß (Tau-Potein)
vergesellschaftet, das sich in Form von Fäserchen, den Fibrillen, im
Gehirn ablagert. Dabei handelt es sich um die bereits von Alois
Alzheimer beschriebenen Neurofibrillenbündel.
Diese innerhalb vieler Nervenzellen nachweisbaren Knäuel bestehen aus
dem sogenannten Tau-Protein, einem eigentlich normalen Bestandteil des
Zellskeletts. Bei der Alzheimer-Krankheit wird das Tau-Protein jedoch
übermäßig mit Phosphatgruppen beladen. Dadurch können in der Zelle
Stabilisierungs- und Transportprozesse gestört werden, was letztlich zu
ihrem Untergang führt.
Charakteristisch für die Alzheimer-Demenz ist auch die veränderte
Konzentration an bestimmten Botenstoffen (Neurotransmittern) im Gehirn.
Dazu gehören vor allem Acetylcholin und Glutamat. Beide Stoffe sind für
die normale Funktion der Nervenzellen und die Signalübertragung zwischen
den Neuronen von zentraler Bedeutung. Da Nervenzellen in verschiedenen
Hirnbereichen zugrunde gehen, führt dies einerseits dazu, dass es zu
einem Mangel an Acetylcholin kommt. Andererseits wird übermäßig viel
Glutamat gebildet.
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob die Demenz, vor allem der Morbus Alzheimer, vererbbar ist. Das Risiko an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken ist bei Verwandten ersten Grades etwas höher als in der übrigen Bevölkerung. Diese Art der Vererbung basiert vermutlich auf einer Vielzahl von Genen, die eine sogenannte Prädisposition schaffen – also das Risiko erhöhen, an Alzheimer zu erkranken. In seltenen Fällen ist Alzheimer „fest“ (dominant) in den Genen verankert. Mehrere solcher Gene sind bisher bekannt und wer ein solches Gen trägt, kann es an seine Kinder weitergeben. Die mit den „festen Alzheimer-Genen“ weitervererbten Erkrankungen treten meist relativ früh ab dem 30. Lebensjahr auf. Der Nutzen von Gentests, mit denen sich nachweisen ließe, wer entsprechende Erbanlagen besitzt, ist bislang umstritten. Unter anderem auch deshalb, weil bisher keine medizinischen Maßnahmen zur Verfügung stehen, die eine Heilung der chronischen Krankheit ermöglichen und die drohende Demenz sicher abwenden könnten. Derzeit steht Menschen aus Familien, in denen die dominant vererbte Form der Alzheimer-Krankheit auftritt, die freiwillige Teilnahme an DIAN offen. DIAN steht für „Dominantly Inherited Alzheimer Network”, ein internationales Netzwerk für die dominant vererbte Alzheimer-Krankheit. Es wurde in den USA gegründet, um die genetisch bedingten Formen der Alzheimer-Erkrankung besser zu erforschen und stellt diesen Patienten auch vielversprechende Therapien in Studien zur Verfügung.
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur
Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen
Arztbesuch nicht ersetzen.
Vaskuläre Demenz Bei einer vaskulären Demenz kommt es zum geistigen Abbau. Ursache sind Durchblutungsstörungen im Gehirn. Mehr über Symptome, Risikofaktoren, Verlauf und Therapie.
Etwa 1,2 bis 1,5 Millionen überwiegend ältere Menschen in Deutschland
leiden an einer Demenz. Zu diesem Oberbegriff zählen verschiedene
Krankheiten. Alle haben gemeinsam, dass es dabei zu einem geistigen
Abbau kommt, der den Alltag erheblich beeinträchtigt. So lässt das Gedächtnis nach, das Denk- und Urteilsvermögen nimmt ab.
Viele Betroffene leiden früher oder später unter
Orientierungsschwierigkeiten. Sie finden sich in ihrer gewohnten
Umgebung nicht mehr zurecht. Und sie haben Probleme mit gewohnten
Alltagstätigkeiten. Etliche bekommen Sprachstörungen. Angehörige
bemerken außerdem, dass sich die Betroffenen in ihrer Persönlichkeit
verändern, dass sie manchmal unangemessen aggressiv oder ängstlich
reagieren, dass Stimmungsschwankungen häufiger vorkommen. (Mehr zu
Beschwerden und Krankheitsverlauf im Kapitel Symptome).
Es gibt verschiedene Formen der Demenz. Die häufigste ist die Alzheimer-Krankheit
mit etwa 50 bis 70 Prozent der Fälle. Als zweithäufigste Gruppe von
Demenzerkrankungen gilt die vaskuläre Demenz. Dieser Oberbegriff
umschließt verschiedene Demenzformen. Gemeinsame Ursache sind
Durchblutungsstörungen besonders der kleinen Gefäße im Gehirn.
Davon leitet sich auch der Name ab: Der medizinische Begriff "vaskulär"
bedeutet so viel wie "gefäßbedingt, durchblutungs-bedingt, die
Blutgefäße betreffend".
Beratender Experte: Professor Günther Deuschl, Facharzt für Neurologie
Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz sind Bluthochdruck, Rauchen, ungünstige Blutfettwerte, Diabetes
mellitus ("Zuckerkrankheit"), verschiedene Herzkrankheiten und vor
allem höheres Lebensalter. Mehr zu Ursachen, Therapie und Vorbeugung
erfahren Sie in den entsprechenden Kapiteln.
Nicht immer ist es möglich, zwischen einer Alzheimer-Krankheit und
der vaskulären Demenz sicher zu unterscheiden.
Eher selten stellen sich die Symptome einer Demenz plötzlich ein – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Häufiger macht sich die Krankheit schleichend bemerkbar. Die Beschwerden können vielfältig sein. Folgende Anzeichen deuten unter anderem auf eine Demenz hin:
Zusätzlich treten bei der vaskulären Demenz
häufig Bewegungs- und Koordinationsstörungen auf – zum Beispiel eine
Unsicherheit beim Gehen. Die Betroffenen stürzen leicht.
Durchblutungsstörungen im Gehirn können außerdem zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Sehstörungen führen oder eine Blasenstörung mit Inkontinenz zur Folge haben. Auch epileptische Krampfanfälle kommen vor. Manchmal erinnern Beschwerden wie Steifheit der Muskeln, ein kleinschrittiger Gang und Bewegungsverlangsamung an die Symptome einer Parkinson-Krankheit.
Es gibt keine "beweisenden"
Symptome für eine vaskuläre Demenz. Alle genannten Beschwerden können
auch andere Ursachen haben – darunter Stoffwechselstörungen,
Vitaminmangelzustände oder chronische Infektionen. Im Zweifel sollte deshalb der Arzt um Rat gefragt werden (siehe auch Kapitel "Wann zum Arzt?" und "Diagnose").
Während die Alzheimer-Krankheit üblicherweise ganz allmählich beginnt und sich kontinuierlich verschlechtert, kann die vaskuläre Demenz auch verhältnismäßig abrupt neu auftreten – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Auch bleibt die vaskuläre Demenz manchmal über längere Phasen stabil, um sich dann wieder relativ plötzlich zu verschlimmern. Sie nimmt also häufig einen schubweisen, "stufenartigen" Krankheitsverlauf. Auch Episoden mit leichter Besserung kommen vor. Manchmal stoppt die Erkrankung an einem bestimmten Punkt, verschlechtert sich also nicht mehr weiter. Die Symptome können jedoch auch bei der vaskulären Demenz so ausgeprägt werden, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen, sondern rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen sind. Im späten Erkrankungsstadium sind die Patienten bettlägerig. Sie erkennen nahe Angehörige nicht mehr und brauchen Unterstützung bei einfachen Tätigkeiten wie Waschen und Essen. Zusätzliche Probleme können Schluckstörungen bereiten. Die meisten Betroffenen verlieren irgendwann die Kontrolle über Blase und Darm.
Das Gehirn muss – wie alle Organe – lückenlos mit sauerstoffreichem Blut
versorgt werden. Das geschieht über die großen Hirnschlagadern, die
sich im Gehirn in viele kleine Blutgefäße aufzweigen. Entstehen
Versorgungsengpässe, erhalten Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff. Sie
nehmen Schaden oder sterben ab.
Das kann in Form eines plötzlichen dramatischen Ereignisses passieren: Bei einem Schlaganfall
verstopft oder reißt ein größeres Blutgefäß. Ein ausgedehntes Hirnareal
wird von der Blutversorgung abgeschnitten. Viele Nervenzellen gehen
innerhalb kurzer Zeit zugrunde. Ein Schlaganfall hat meistens deutliche
Ausfallerscheinungen wie Lähmungen, Sehstörungen oder Sprachstörungen zur Folge. Darüber hinaus kann sich eine vaskuläre Demenz einstellen.
Häufiger entsteht die Krankheit jedoch in einem eher schleichenden
Prozess: So kann beispielsweise ein jahrelanger, unbehandelter Bluthochdruck
die Wände der kleinen Blutgefäße schädigen. Sie werden dicker und
starrer, das Blut fließt schlechter. Allmählich kommt es zur
Mangelversorgung an verschiedenen Stellen im Gehirn.
Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz sind:
Auch manche Herzerkrankungen erhöhen die Gefahr, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, zum Beispiel eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzrhythmusstörungen – vor allem so genanntes Vorhofflimmern. Bei dieser verbreiteten Rhythmusstörung pumpen die Herzvorhöfe nicht mehr richtig, was die Blutströmungsverhältnisse im Herz verändert. Das Blut kann leichter verklumpen, so dass "Blutklümpchen" (Thromben) im Herz entstehen. Werden sie mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien gespült, bleiben die Thromben dort stecken und verstopfen die Blutbahn (Embolie). Bei Vorhofflimmern verschreibt der Arzt deshalb oft vorbeugend gerinnungshemmende Medikamente. Wer die Risikofaktoren reduziert oder nach Möglichkeit ausschaltet, beugt einer vaskulären Demenz bis zu einem gewissen Grad vor.
Übrigens: Wir können auch "e-Rezept"