Über die Volkskrankheit benignes Prostatasyndrom (BPS) und über Therapiemöglichkeiten wird in diesem Bericht aufgezeigt. In Deutschland leben zur Zeit ca. 12 Millionen Männer im Alter über 50 Jahre. Eine Repräsentativuntersuchung bei diesen Männern hat gezeigt, das s zur Zeit 4,8 Millionen Männer (40,5%) an behandlungsbedürftigen Symptomen des unteren Harntrakts leiden, über 25% haben eine vergrößerte Prostata (Prostatavolumen > 25 ml) und bei 2 Millionen Männern deutet der maximale Harnstrahl (Qmax) auf eine Blasenauslassobstruktion hin.
Die
gutartige Prostata Vergrößerung wurde bisher auch als Benigne
Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet. Die auftretenden Beschwerden sind
jedoch nicht zwingend mit einer Vergrößerung der Prostata verbunden. So
besteht kein Zusammenhang zwischen der tatsächlichen Organgröße und dem
Ausmaß der Beschwerden. Es sollte daher besser die Bezeichnung
Benignes Prostatasyndrom (BPS) verwendet werden, das sowohl irritative
als auch obstruktive Komponenten umfasst. Eine andere englische
Bezeichnung der Symptome des unteren Harntrakts ist LUTS = lower urinary
tract Symptoms. Ursache dieser LUT-Symtome kann unter anderem eine
durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata bedingte Verengung des
Blasenauslasses sein (siehe Bild). Der Begriff Benignes Prostatasyndrom
spiegelt so die komplexen Beziehungen zwischen Symptomatik (LUTS),
Prostata Vergrößerung und Obstruktion wieder.
Dem natürlichen Verlauf der Erkrankung entsprechend ist über die Zeit von einer langsamen Zunahme des BPS auszugehen, die symptomarm oder symptomfrei verlaufen kann. Bei geringen Beschwerden (IPSS < 8) ist eine Therapie im allgemeinen nicht erforderlich. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit der Zunahme und ihr zeitlicher Verlauf im Einzelfall nicht vorhersagbar sind. Eine Zunahme der Symptomatik oder Restharnwerte über 100 ml schließen die Option des kontrollierten Zuwartens aus. Eine medikamentöse Therapie mit alpha-Rezeptoren-Blocker und 5-alpha-Reduktase-Hemmer wird erforderlich.
Vier
verschiedene alpha-1-Adrenozeptorantagonisten (alpha-Blocker) stehen
in Deutschland für die BPS-Behandlung zur Verfügung, nämlich Alfuzosin,
Doxazosin, Tamsulosin und Terazosin. Sie zielen auf eine Entspannung
der glatten Muskulatur im Blasenhals und Prostata und lassen sich
sowohl durch ihre Selektivität für Subtypen dieser Rezeptoren als auch
durch ihre pharmakokinetischen Eigenschaften unterscheiden. Diese
Unterschiede haben Einflüsse auf die Verabreichung und eventuell auf die
Verträglichkeit der einzelnen Präparate. Bei adäquater Dosierung sind
alle alpha-Blocker ähnlich wirksam. Für alle Substanzen liegen
randomisierte klinische Studien für mindestens sechs Monate vor. Im
Vergleich zu Plazebo verbessern die alpha-Blocker die LUTS deutlich, den
maximalen Harnfluss aber nur gering. Charakteristisch für die
alpha-Blocker ist der rasche Eintritt der maximalen Wirkung auf die
Symptome und die Dosisabhängigkeit von Wirkungen und Nebenwirkungen.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass alpha-Blocker, die ursprünglich in
der Hypertonie-Behandlung eingesetzt wurden (Doxazosin, Terazosin),
eine geringere Verträglichkeit aufweisen als jene, die primär für die
BPS-Behandlung entwickelt wurden (Alfuzosin, Tamsulosin).
Eine
Hemmung der 5-alpha-Reduktase in der Prostata führt zum Absinken der
intraprostatischen Dihydrotestosteron(DHT)-Konzentration. Hierdurch wird
eine Drüsenvolumenreduktion erzielt. Zur Verfügung steht mit dem
4-Azasteroid Finasterid ein selektiver Inhibitor des Isoenzyms II der
5-alpha-Reduktase sowie sein Analogon Dutasterid, das beide
Isoenzymtypen I und II hemmt. Studiendaten belegen eine
Langzeitwirksamkeit für Finasterid bei Prostatavergrößerung und
scheinen eine Verminderung der Progredienz des Leidens anzuzeigen: in
einer Studie wurde das Risiko eines Harnverhalts oder einer operativen
Intervention innerhalb von vier Jahren von 13 auf 7% reduziert. Eine
ausreichende Wirkung von Finasterid ist nur zu erwarten, wenn das
initiale Drüsenvolumen über 40 ml liegt. Dutasterid senkt zwar auf
Grund der Hemmung beider Enzyme das Serum-Dihydrotestosteron stärker
ab, dieser Effekt konnte aber in Studien nicht auf die Prostata
übertragen werden.
Eine
große plazebokontrollierte Studie zur langfristigen Ermittlung der
Wirksamkeit einer Kombination von alpha-Blockern mit
5-alpha-Reduktase-Hemmern führte zu Ergebnissen, die der jeweiligen
Monotherapie hinsichtlich der Verhinderung der Progression des BPS
überlegen sind. Eine Kombination scheint die effektivste
Behandlungsform der BPS zu sein, die natürliche Progression wird
gehemmt und ?die Lebensuhr der Prostata kann um 20 Jahre zurückgedreht
werden".
Übrigens: Wir können auch "e-Rezept"