Augentropfen
gegen Bindehautreizung gehören fast in jede Hausapotheke. Dabei ist die
Selbstbehandlung am Auge keine Kleinigkeit. Erstens müssen die Grenzen
der Selbstmedikation jedes Mal neu bestimmt werden, zweitens muss jedes
Mal die Anwendung hinterfragt werden und drittens ist die Anwendung von
Augentropfen mit einigen Schwierigkeiten behaftet.
"Ich
hätte gerne die Yxin-Augentropfen. Die helfen mir immer am besten
gegen meine Bindehautentzündung." Mit solchen Fragen zeigen unsere
Kunden ganz deutlich, dass sie die Selbstbehandlung am Auge auf die
leichte Schulter nehmen. Echte Bindehautentzündungen sind eine Sache der
ärztlichen Behandlung, für die Selbstmedikation kommen höchstens
Bindehautreizungen in Frage. Immer wiederkehrende Bindehautreizungen
sind dringend augenärztlich abzuklären. Es ist also dringend
erforderlich nachzufragen.
Meist
ist das Auge gerötet. Neben der Ausprägung der Rötung sind die
entscheidenden Faktoren auftretende Schmerzen, eingeschränktes
Sehvermögen und eine erweiterte oder verengte Pupillengröße. In diesen
Fällen ist ein sofortiger Arztbesuch notwendig. Mögliche Diagnosen sind
ein akutes Glaukom, eine akute Hornhaut- oder Regenbogenhautentzündung,
die eine ärztliche Behandlung erfordern. Oft leidet der Patient unter
vermehrtem Tränenfluss. Ein starker wässriger Tränenfluss und ein
zähes, gelbliches Sekret sind nicht in der Selbstmedikation behandelbar.
Eitriges Sekret ist ein Hinweis auf eine bakterielle
Bindehautentzündung, für die die Anwendung von antibiotischen
Augentropfen erforderlich ist. Ein anderes wichtiges Symptom ist das
Fremdkörpergefühl. Es gilt abzuklären, ob sich tatsächlich ein
Fremdkörper im Auge des Patienten befinden kann, eine Lidschwellung
(Gerstenkorn) dieses Gefühl auslöst oder ein trockenes Auge die Ursache
dafür ist.
Eventuell
erst bei konkreter Nachfrage erzählt der Patient davon, dass er gestern
ein paar Tropfen eines Reinigungsmittels ins Auge bekommen hat, ihm ein
Holzspan ins Auge geflogen ist oder welche anderen Ursachen hinter
seinen Beschwerden stecken könnten. Verletzungen des Auges gehören auf
keinen Fall in die Selbstmedikation. Bei Verätzungen sind sofortige
Augenspülungen und der Transport in eine Augenklinik angezeigt.
Besonders gefährlich sind Laugenverätzungen (z. B. Kalk, Zement,
Waschlauge im Haushalt, Kontaktlinsenreiniger). Fremdkörper im Auge
sind sofort zu entfernen. Anschließend ist allerdings eine
augenärztliche Untersuchung notwendig, um Verletzungen der Hornhaut
auszuschließen.
Manchmal lassen sich die Beschwerden eindeutig zuordnen. Im Frühjahr sehen wir häufig Patienten mit tränenden, geröteten Augen, die außerdem noch unerträglich jucken. Die Diagnose ?allergische Konjunktivitis" ist den meisten Patienten bekannt. Die Behandlung richtet sich nach den vorherrschenden allergischen Symptomen. Vor allem werden lokal Antihistaminika am Auge angewendet, z. B. Levocabastin (Lephopta®, Livocab®). Eventuell hat der Patient auch schon gute Erfahrung mit Cromoglicinsäurehaltigen Augentropfen. Die Anwendung von antiallergischen Augentropfen hilft zweifach, erstens werden durch das Tropfen von Flüssigkeit die Pollen aus dem Auge gespült und zweitens unterdrücken sie bei regelmäßiger Anwendung die Histaminausschüttung bzw. -Wirkung.
Häufig treten Bindehautreizungen im Zuge viraler Infekte auf. Nicht nur die Nasenschleimhaut ist geschwollen und sondert Sekret ab, sondern auch die Schleimhäute im Augenbereich. Tritt in solchem Zusammenhang eine leichte Bindehautrötung mit leichtem Tränenfluss auf, ist eine kurzfristige Selbstbehandlung mit alpha-Sympathomimetika-haltigen Vasokonstringenzien, wie Tetryzolin (Berberil®, Ophthalmin®, Vasopos N®, Yxin®) oder Tramazolin (Biciron®) möglich. Die Beschwerden bessern sich meist innerhalb weniger Minuten und sollten nicht länger als zwei Tage anhalten. Schlägt die Behandlung nicht an, verschlimmern sich die Symptome oder halten länger an, ist auch hier der Gang zum Arzt unerlässlich. Denn nicht immer sind banale Rhinoviren die Auslöser, auch z. B. Masern, Mumps, Influenza, Röteln und Herpes lösen virale Konjunktivitiden aus. Die Behandlung mit den oben genannten Mitteln, sollte immer auf wenige Tage begrenzt bleiben. Durch die Gefäßverengung wird die Gewebedurchblutung verringert und die Empfindlichkeit des Auges allgemein erhöht.
Auf Nachfrage antworten Patienten häufig, die Ursache für eine Bindehautreizung sei übermäßiger Windzug, Stäube oder UV-Strahlung. Treten diese Beschwerden zum ersten Mal oder sehr selten auf, so kann diese einmalige mechanische Reizung in der Selbstmedikation mit den zur Verfügung stehenden Augentropfen behandelt werden. Schwieriger wird es, wenn diese Beschwerden häufiger auftreten. Patienten antworten zwar, diese Beschwerden selten zu haben. Auf genaue Nachfrage ergibt sich aber dennoch, dass sie sich daran erinnern, innerhalb eines Jahres doch mehrmals an einer starken Bindehautreizung zu leiden. Wenn die Augen zwischendurch immer wieder jucken und brennen, dann spricht viel dafür, dass der Patient an einem ?trockenen Auge" leidet. Der chronische Reizzustand des Auges wird in diesem Fall durch Tränenmangel ausgelöst. In der Arztpraxis kann diese Reizbarkeit mit einem Haarfön simuliert werden. Der Patient wird aus ca. einem Meter Entfernung mit dem Fön angeblasen. Bei Tränenmangel tritt innerhalb von zehn Sekunden ein unangenehmes Trockenheits- und Fremdkörpergefühl im Auge auf. Spricht man den Patienten darauf an, so kennt er häufig bereits diese Diagnose, wendet nur die vom Augenarzt empfohlenen Augentropfen mit künstlicher Tränenflüssigkeit oder Hyaluronsäure nicht an. Diese sind regelmäßig ein- bis zweimal täglich anzuwenden. Patienten mit trockenem Auge dürfen Augentropfen mit Vaso-konstringenzien gar nicht verwenden. Sie würden die Beschwerden nur verstärken. Das trockene Auge ist ein weit verbreitetes Symptom unter älteren Menschen. Neben dem allgemeinen Verlust an Feuchtigkeit der Haut und Schleimhäute, lässt auch der Tränenfluss nach. Dazu kommt, dass eine Reihe von Arzneimitteln den Tränenfluss reduzieren können. Dazu gehören folgende Wirkstoffgruppen: Alpha-2-Sympathomimetika, Anticholinergika als Spasmolytikum, als Parkinsonmittel oder als Broncholytikum, zentrale Muskelrelaxanzien, tricyclische Antidepressiva, Lipidsenker, H1-Antihistaminika und Diuretika.
Bei allen Beratungssituationen gehen wir davon aus, dass der zu behandelnde Patient der Kunde ist, der in die Apotheke kommt. Sobald der Patient nicht selbst zur Beratung kommt, ist eine Beurteilung der Selbstbehandlung sehr schwierig. Generell sollten Säuglinge und Kleinkinder nur nach ärztlichem Rat behandelt werden. Scheinbar banale Bindehautreizungen können in diesen Fällen Symptome von schwerwiegenden Problemen sein. So sind Stenosen im Bereich des Tränenkanals bei Säuglingen, hoch ansteckende virale Augenentzündungen und Verletzungen des Auges in Abwesenheit der Eltern häufig. In diesen Fällen ist die ärztliche Diagnose notwendig, um kein Risiko einzugehen und das Augenlicht des Kindes nicht zu gefährden.
Erst wenn die Selbstdiagnose abgeklärt ist und die Entscheidung für eine Selbstmedikation gefallen ist, können wir uns um die Anwendung der Augentropfen kümmern. Zur Behandlung wird jeweils ein Tropfen möglichst in den äußeren Augenwinkel getropft, ohne das Auge dabei zu berühren und damit die Tropföffnung zu verunreinigen. Danach ist das Auge leicht zu schließen, um die Flüssigkeit auf der Augenoberfläche zu verteilen. Beim Zupressen der Augen würde die Flüssigkeit über den Lidrand abfließen und nicht zur Wirkung kommen. Das Eintropfen mehrerer Tropfen macht keinen Sinn, weil das Aufnahmevermögen des Lidspalts begrenzt ist.
Anbruch nur begrenzt haltbar, in der Regel 24 Stunden. Augentropfflaschen oder -salbentuben vier bis sechs Wochen je nach Angabe des Herstellers (Anbruchdatum auf die Packung schreiben.)
Übrigens: Wir können auch "e-Rezept"