Die
Pille brachte den Frauen in den Sechzigern die »sexuelle Befreiung«
und ist bis jetzt ungeschlagene Nummer eins unter den hormonellen
Verhütungsmitteln. Die tägliche Einnahme empfinden jedoch viele Frauen
als lästig. Der sonst hohe Schutz vor ungewollter Schwangerschaft sinkt
nach vergessener Pille genauso wie nach Erbrechen, Durchfall oder
Antibiotikatherapie.
Mit
dem neuen Verhütungspflaster Evra können Frauen diese Probleme
umgehen. Einmal aufgeklebt, gibt das transdermale therapeutische System
die Wirkstoffe kontinuierlich über sieben Tage ab.
Die Frau wechselt
es in drei aufeinander folgenden Wochen immer am gleichen Wochentag -
zu beliebiger Uhrzeit. Vergisst sie den Wechsel, leistet das Pflaster
noch zwei Tage lang einen Schutz und gewährt somit einen größeren
zeitlichen Spielraum. Nach dreiwöchiger Hormonzufuhr folgt eine
pflasterfreie Woche, in der die Monatsblutung erfolgt.
In
dem weißen, 4,5 cm x 4,5 cm großen Matrixpflaster sind die Wirkstoffe
in einer Trägersubstanz gelöst, die zugleich Haftschicht und
Wirkstoffreservoir ist. Pro Tag lösen sich aus dieser Schicht 150 µg
Norelgestromin und 20 µg Ethinylestradiol in den Blutkreislauf und
erreichen nach zwei Tagen die maximale Wirkstoffkonzentration. Auf Grund
der kontinuierlichen Abgabe entstehen keine Hormonspiegelspitzen,
Magen-Darm-Trakt und Leber werden geschont und Wirkstoffschwankungen
vermieden. Zudem entfällt mit dem Aufkleben auf die der
First-Pass-Effekt, die Arzneistoffe gelangen direkt in den
Blutkreislauf, so dass auch Magen-Darm-Erkrankungen den Schutz nicht
gefährden. Während orale Verhütungsmittel häufig mit gleichzeitig
eingenommenen Antibiotika versagen, zeigte eine Studie, dass Tetracyclin
unter Pflasteranwendung die Serumkonzentrationen der Hormone nicht
beeinflusste.
Das
Wirkprinzip von Evra entspricht dem monophasischer oraler
Kontrazeptiva: Die Kombination aus Gestagen und Estrogen verhindert den
Eisprung, erschwert das Einnisten der Eizelle und erhöht die
Viskosität des Zervixschleimes, der damit für Spermien undurchlässiger
ist.
Der
Pearl-lndex lag in klinischen Studien bei 0,9 (nach Abzug der
Anwendungsfehler bei 0,72) und war mit dem oraler Kontrazeptiva
vergleichbar. Die einfache Anwendung sorgte in einer Vergleichsstudie
mit oralen Kontrazeptiva für eine gute Anwendbarkeit: 88 Prozent der
Pflasterträgerinnen wendeten das Präparat korrekt an, verglichen mit 78
Prozent der Pillen schluckenden Frauen. Das Hormonpflaster wird im
Allgemeinen gut vertragen. In drei Studien mit etwa 3300 Frauen gaben
diese unerwünschte Ereignisse an, die auch für die orale Hormoneinnahme
typisch sind.
Die neue Verhütungsmethode führte allerdings in den ersten drei Zyklen zu stärkerem Brustziehen oder Brustspannen als bei der oralen Einnahme. Dies war jedoch vorüber gehend und wurde von den Anwenderinnen als moderat beschrieben. Generell gilt für Pflaster, dass sie gut haften und hautverträglich sein sollten. In den Studien wiesen rund 17 Prozent der Frauen Hautreaktionen an der Klebesstelle auf, die sie überwiegend als leicht bis mäßig stark einstuften. In weniger als 3 Prozent der Fälle führten sie zum Abbruch der Studie.
Frauen, die ein Hormonpflaster tragen, können weiterhin Sport treiben oder sich in feuchtwarmes Klima begeben. In Belastungssituationen wie Sauna, Whirlpool oder Sport klebten die Pflaster vergleichbar gut wie unter den normalen Studienbedingungen. Insgesamt lösten sich etwa 2 Prozent der Pflaster vollständig, rund 3 Prozent teilweise ab. Immer mehr Hersteller bieten Frauen, denen die tägliche Pilleneinnahme ein Graus ist, alternative Applikationswege für kontrazeptiv wirkende Hormone. »Frau« kann mittlerweile zwischen den Depotpräparaten Hormonspirale, Dreimonatsspritze, Implantat, Intrauterinpessar und Vaginalring auswählen, die auf Grund ihrer Arzneiform oder Zusammensetzung über einen Zeitraum von drei Wochen bis fünf Jahren eine konstante Menge an Hormonen freisetzen. Wofür sich die Einzelne jedoch entscheidet, bleibt ihrem Geschmack überlassen. Bei weiten Fragen gehen Sie in Ihre Apotheke oder fragen Sie Ihren Frauenarzt danach.
Übrigens: Wir können auch "e-Rezept"